Heute findet man PC und Fernseher in jedem Haushalt und Körper und Sinne werden durch unser Umfeld immer weniger gefordert. Reizüberflutung und Bewegungsmangel sind die Folge. Die motorische Unruhe hat eine zentrale Stellung unter den Erziehungsproblemen in Familien, Kindergarten und Schule eingenommen.
Der Waldkindergarten Abenteuerland sieht sich als Gegenpol des Medien-und Technikumfeld dem die Kinder heute ausgesetzt sind. Der Raum für Kinder in ihrer Umgebung wird immer mehr eingegrenzt und immer mehr von Autos beherrscht. Die Kinder haben dadurch immer weniger Möglichkeiten sich in Ihrer Umgebung frei zu entfalten und wahr zu nehmen.
Im Wald haben Kinder die Möglichkeit Stille zu erleben und ein paar Stunden der täglichen Reizüberflutung zu entkommen. Nicht Spielzeug, sondern kindliche Phantasie ist gefragt und macht aus Baumstämmen Schiffe die auf hoher See fahren und Abenteuer bestehen und aus ein paar Stöcken wird ein kompletter Einkaufsladen. Somit wird das kreative Denken gefördert und das wiederum ist ein wichtiger Grundbaustein für das Lernen in der Schule.
Der Wald als vielfältige Bewegungs- und Wahrnehmungswelt weckt und fördert die Phantasie, Kreativität, sinnliche Wahrnehmung und motorische Eigenaktivität des Kindes. Miteinander Spielen und die vielfältigen Bewegungsanreize (klettern, kriechen, rutschen, rollen) fördert die sprachliche Entwicklung, Kommunikation und Kooperation der Kinder in besonderer Weise.
Mit Geschichten, Spielen, Liedern und Entdeckungsangeboten werden die Fragen der Kinder beantwortet und die Aufmerksamkeit wird auf besondere Abläufe in der Natur gelenkt.
Der Besuch des Wald- und Naturkindergartens gibt den Kindern die Chance, eine natürlich gewachsene, spielerische Beziehung zur Natur aufzubauen, die sich auch in späteren Jahren nicht wieder verliert.
Spielen und Erleben in der Natur stärkt die Beziehung des Kindes zum natürlichen Teil dieser Welt.
Die kleine Gruppe im Wald verinnerlicht dabei im Spiel all die vielen Elemente der Natur vom Baum bis zum Bach.
Die Kinder können sich frei entwickeln und die soziale Vielfalt des Waldes fördert dabei die persönliche Kreativität.
Sinnesleben/Wahrnehmung und intensive Beziehung zur Natur:
Kinder nehmen die Welt sehr stark über die Sinneseindrücke wahr. Sie erleben und erfahren sie über Hören, Riechen, Schmecken und Tasten. Je intensiver und vielfältiger die Sinne geschult und gefördert werden, um so sicherer wird das Kind in seinen Bewegungen und um so besser gelingt ihm das Leben in und mit der Natur und der Umwelt.
Im Wald und in der Natur erleben die Kinder die Schönheit der Natur und den Wechsel der Jahreszeiten hautnah. Der Wechsel zwischen Sonne, Regen, Schnee und Wind, weckt die Lebendigkeit der Kinder und fordert sie zu reagieren. Sie lernen Zusammenhänge zwischen Flora und Fauna zu erfassen. Die Stille der Natur macht die Kinder aufmerksam, fördert die Konzentrationsfähigkeit und bildet den Gegenpol zur Reizüberflutung des Alltags. Die Kinder haben die Möglichkeit viele kleine Tiere und Pflanzen in Ruhe zu betrachten. Sie lernen verschiedene Lebewesen kennen und verlieren eine eventuell vorhanden Scheu.
Sie erleben sich als Teil der lebendigen Welt.
Die Kinder gewinnen einen positiven Bezug zur Natur und bauen eine emotionale Beziehung zu ihr auf. Sie lernen die Natur in Ihrer Ganzheit kennen und lernen sie zu schützen und zu achten denn:
Nur was ich wirklich kennen gelernt habe, kann ich auch lieben, achten und schützen!
Kinder entdecken sich und die Welt durch Bewegung. Der ideale Bewegungsraum ist die Natur. Der ständige Wechsel von Toben, Klettern, Rennen, Hüpfen, Balancieren usw. schult die Grobmotorik, fördert den Gleichgewichtssinn und stärkt die Muskulatur und die Innenorgane. Dadurch werden Haltungsschäden vorgebeugt und die Organentwicklung, z.B. von Lunge und Herz, wird gefördert. Die Kinder erleben intensive Körpererfahrung. Durch Basteln mit Naturmaterialien, Umgang mit Werkzeug und intensives ertasten und Beobachten von kleinen Pflanzenteilen und Tieren wird die Feinmotorik in besonderer und liebevoller Weise geschult.
Durch ständiges Spielen in freier Natur passt der Organismus sich allmählich den Witterungsbedingungen an und ist weniger anfällig gegenüber Nässe, Hitze, Kälte und Wind. Die Abwehr von Krankheiten aus eigener Kraft wird gefördert und das Immunsystem wird gestärkt. Die Luft in freier Natur ist kein Keimträger. Dadurch ist die Ansteckungsgefahr geringer als in geschlossenen Räumen (z.B. bei Schnupfen, Husten).
Die ruhige und angenehme Atmosphäre im Wald und in der Natur mindert das Aggressionsverhalten. Das Gefühl der Weite verringert sozialen Stress und ermöglicht einander auszuweichen. Sie erleben als fester Bestandteil einer Gruppe Geborgenheit und erkennen dass vieles nur gemeinsam erledigt werden kann. Dies fördert das Sozialverhalten und steigert das Verantwortungsgefühl. Hilfsbereitschaft wird selbstverständlicher, der Austausch von Gesprächen wird gefördert und die Kinder werden angeregt sich untereinander zu einigen und eigene Regeln zu entwerfen.
Im Wald gibt es kein vorgefertigtes Spielzeug. Alles muss selbst entdeckt und erforscht werden. Für Spiel und Bastelarbeiten muss erst einmal Material gesucht und gesammelt werden. Aus einer Idee entstehen so viele neue Ideen angeregt durch den Schatz der Natur. Aus einem Stock wird eine Angel. Aus Moos die leckerste Suppe und aus einem Baumstumpf ein Königsthron usw. Angepasst an die Jahreszeiten werden Lieder gesungen, Projekte erarbeitet, Stimmungen aufgefangen und Geschichten erzählt oder Feste gefeiert.
Dies alles fördert die Kreativität und die Neugierde wird täglich geweckt und aus ihr ergibt sich dann der Lernwille.
Die Kinder lernen im Wald Gefahren einzuschätzen und zu bewältigen. Durch tägliches ausprobieren ihrer Fähigkeiten z.B. Überwinden von Hindernissen, Klettern, Balancieren, wird ihr Vertrauen zu sich selbst gefördert. Sie machen die Erfahrung des Fallens. Nur wer fällt lernt zu Fallen und macht die tolle Erfahrung des Wiederaufstehens. Es beinhaltet für die Entwicklung, außer das tatsächliche Fallen einen tieferen Sinn, nämlich: Standhalten, Durchhalten, Wiederstehen, Haltung bewahren, sich hängen-gehen-fallen lassen um dann aber wieder aus eigener Kraft aufzustehen. Kinder lernen so sich selber wieder „auf die Beine zu bringen". Sie lernen sich und ihre Fähigkeiten selber einzuschätzen und erlangen dadurch ein gesundes Ich-Gefühl.